Über den Alumni-Talk mit Dr. Lu Zhinan
Von YU Yin
Am 16. Juni war Dr. Lu Zhinan, Absolvent des Jahrgangs 2015 im Master Interkulturelle Germanistik Deutschland – China, in unserem Alumni-Talk zu Gast. Er erzählte von seinen beruflichen und persönlichen Erfahrungen als Projekt-Content-Manager im Schwerpunkt Sprach- und Textverständnis des Landesportals ORCA.nrw. ORCA steht für Open Resources Campus und ist ein kostenfreies Online-Portal rund um digital gestütztes Lehren und Lernen. Es stellt Mitgliedern der nordrhein-westfälischen Hochschulen qualitätsgesicherte OER-Materialien zur Verfügung. Das fachübergreifende Angebot Sprach- und Textverständnis umfasst einen Wissenstest sowie einen Kurs für das Selbstlernen. Der Zweck des Wissenstests ist die Überprüfung schulischen Vorwissens und eine Sensibilisierung für die sprachlichen Anforderungen im Studium. Thematisch daran anschließend bietet der Kurs die Möglichkeit Kenntnisse aufzufrischen oder zu vertiefen.
Lu Zhinan beginnt seinen Alumni-Talk mit einem Überblick über den Arbeitsalltag bei ORCA.nrw. Dort bewegt er sich vor allem in der digitalen Welt, prüft beispielweise Lizenzen, koordiniert Projektpartner*innen und anderes mehr. Zum inhaltlichen Teil seiner Arbeit gehört die Zusammenarbeit mit den Autor*innen der Lehrmaterialien, die er bei der digitalen Implementierung unterstützt und begleitet.
„Ich studiere nicht Deutsch, um Deutscher zu werden, und nicht Sinologie, um Chinese zu werden.“
Lu Zhinan spricht ein Thema an, um das sich sehr viele Studierende Gedanken machen. Auch er sieht sich bis heute mit den Herausforderungen und Selbstzweifeln konfrontiert, denen er als Fremdsprachensprecher des Deutschen begegnet. Hohe Sprachkompetenzen seien zwar notwendig, um effektiv arbeiten zu können, „das Vorbild des Native Speakers anzustreben ist jedoch nicht das Ziel “, so Lu Zhinan. In der täglichen Arbeit sei die Sprachkompetenz nicht das einzige, worauf es ankomme, dennoch müsse man viel Geduld für die Arbeit in einer Fremdsprache und gute kommunikative Kompetenzen für die zwischenmenschliche Kommunikation mitbringen. Vor allem sei ein hohes Maß an Selbstreflexion erforderlich, über das sich ein Selbstbewusstsein in Bezug auf die eigene Sprachkompetenz erst ausbilden kann. Er habe sein Deutsch ständig geschult und sich dennoch häufig hinter Zitaten und Texten anderer versteckt. Nicht zuletzt ein Theaterkurs während seiner Göttinger Studienzeit, den er ursprünglich zur Verbesserung seiner Deutschkenntnisse besuchte, habe ihm dann deutlich gezeigt: „Das Licht ist an, jetzt muss ich raus.“
Von der Promotion in den Beruf
Auf die Fragen nach seinen Erfahrungen zum Übergang von der Promotion in das Berufsleben erzählte Lu Zhinan, dass er direkt nach Abschluss der Promotion eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter gefunden hatte. Er konnte jedoch sehr schnell erkennen, dass dies nicht der richtige Weg für ihn war. Im Zweifel mit der Frage: „Ist es in Ordnung, wenn ich trotz Promotion nicht mehr in der Wissenschaft arbeite?“ holte Lu Zhinan sich Vorschläge bei der beruflichen Beratung der Universität und stellte fest, dass es kein Sonderfall ist, nach der Promotion die Wissenschaft zu verlassen. Er entschied sich deshalb nach genauerer Überlegung dafür, es auf dem Arbeitsmarkt zu versuchen und bewarb sich über zahlreiche Portale wie zum Beispiel LinkedIn, Stepstone, den Wissenschaftsladen Bonn. Außerdem sprach er viel mit Freunden und Vertrauten.
Dann trat er seine jetzige Stelle an und hat den vertrauten Boden wissenschaftlichen Arbeitens verlassen. Neue Schreibaufgaben wie beispielsweise schon das Protokollieren von Arbeitsgesprächen erschienen als „Überforderung“. Dem konnte er jedoch mit dem Wissen und Können aus der Studienzeit begegnen: Geduld brachte er mit, Strukturen finden, analysieren und präsentieren konnte er, einen Überblick herstellen gelang ihm fast routiniert, denn er hatte Fähigkeiten erworben auf der Metaebene zu denken.
Sei offen, sei vorbereitet!
Zhinan betont die Wichtigkeit der Selbstreflexion und Selbstanalyse vor der Jobsuche und rät, sich sehr gut auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Die Jobsuche kann mühsam sein, aber mit Offenheit und Geduld könne jede*r selbst gesteckte berufliche Ziele erreichen. Er ermutigte die Studierenden eigene Fähigkeiten selbstbewusst zu präsentieren und bei der Jobsuche offen zu sein, auch für neue Wissensbereiche, für die er sich zum Beispiel auch immer weiterqualifiziere.
Wir bedanken uns nochmals herzlich für den spannenden und aufschlussreichen Austausch mit Dr. Lu Zhinan und freuen uns auf ein Wiedersehen. Bis dahin alles Gute!