Bevor ich mein Masterstudium in Interkulturelle Germanistik Deutschland – China an der Universität Göttingen aufnahm, kam ich im Leben nicht auf die Idee, als Germanistin mal ins Ausland zu gehen. Ich hatte zuvor meinen Bachelor in Germanistik und Kunstwissenschaften an der Universität Bremen absolviert, doch das Anschlussstudium an den meisten Universitäten sah fast ausschließlich eine Vertiefung der bereits erworbenen Fachkenntnisse vor, ohne dabei interdisziplinär zu werden. Da ich schon während meiner Schulzeit Chinesisch als 3. Fremdsprache lernte und allgemein das Bedürfnis hatte, nicht nur im fachspezifischen „Teich“ zu fischen, wagte ich etwas Neues.
Bis heute scheint das Wagen von Neuem ein stetiger Punkt auf meiner Agenda zu sein.
Aktuell bin ich als Dozentin und Koordinatorin für das Fach Deutsch als Fremdsprache an einer Universität in Malaysia tätig. Die letzten Jahre bin ich mehr in die Fremdsprachendidaktik eingetaucht, was sicherlich auch mit der ehöhten Nachfrage zu tun hat, als die sog. „Flüchtlingskrise“ im Jahr 2015/16 Deutschland traf. Aufgrund eines chronisch sehr hohen Lehrdeputats von 25 UE und mehr habe ich mich schon länger nicht mehr mit der Forschung in der (interkulturellen) Germanistik beschäftigt, was ich schade finde und kein Dauerzustand bleiben soll.
Wofür ich allerdings Energie aufbringen kann, ist – völlig fernab meines Studiums – Meeresschutz. Dank der exzellenten Lage Malaysias bin ich mittlerweile in einer NGO für den Schutz von Korallen tätig und habe auch Fortbildungen gemacht, um zu Datensammlungen beitragen zu können.
Zurück zum Masterstudium.
Ich bin heute nach wie vor der Meinung, dass Interdisziplinarität in der Ausbildung nicht nur eine Option, sondern ein Must sein sollte. Egal in welchem Fach. Eine Vertiefung kann man anschließend immer noch anstreben. Ich sehe gerade in der Interdisziplinarität die Stärke des Studiengangs Interkulturelle Germanistik und meiner persönlichen Kompetenzen. Vor allem während des Schreibens meiner Masterarbeit kam ich mit so vielen anderen Fächern in Berührung, dass ich bis heute ein viel klareres Bild von dem habe, was sich in anderen (Lebens-)Bereichen abspielt.
Die Erfahrungen im Ausland tragen natürlich sehr zu dieser offenen Wahrnehmung bei, immerhin erfährt man dort direkt, was es heißt, keine bekannten Berührungspunkte mehr zu haben und neue suchen zu müssen. Wenn man in so einer Situation auf verschiedene Ansätze – ob nun fachliche, sprachliche oder perspektivische – zurückgreifen kann, hat man die Tür schon halb geöffnet.